• 008.jpg
  • 009.jpg
  • 005.jpg
  • 011.jpg
  • 012.jpg
  • 004.jpg
  • 001.jpg
  • 007.jpg
  • 010.jpg
  • 006.jpg

Höranlagen

Beitragsseiten


Funktion und Nutzen von Höranlagen

Auch Guthörende kennen diese Situation: Ein Vortrag oder eine Predigt ist kaum oder überhaupt nicht verständlich. Zahlreiche Schallreflexionen, Nachhall, Lärm oder störende Nebengeräusche erschweren oder verunmöglichen die Sprachverständlichkeit.

Höranlagen bieten hier Unterstützung. Hörgeräte- und Implantat-Tragende hören direkt über ihre Hörhilfe, was der Redner, die Rednerin ins Mikrophon spricht.

Höranlagen haben den Zweck, das Sprachsignal direkt ohne Hall, Stör- und Nebengeräusche auf das individuell programmierte Hörgerät bzw. den Hörprozessor für das Implantat der hörbehinderten Person zu übertragen.

Höranlagen sind keine Schallverstärkungsanlagen (Beschallungsanlagen).

Bereits heute werden durch die Norm sia 500 die Ausstattung von Versammlungsräumen wie Auditorien, Säle, Mehrzweckräume, Kultusräume usw. mit einer Fläche von mehr als 80 m2 oder mit einer Beschallungsanlage mit einer geeigneten Höranlage für Hörgeräte- und Implantat-Tragende vorgegeben.
Der Empfang und eine möglichst gleichmässige Versorgung über dem gesamten Zuhörerbereich des Raumes ist zu gewährleisten.
Es gibt verschiedene Übertragungssysteme.


Induktive Höranlagen

induktionsschleife

Funktionsprinzip induktive Höranlage (www.code-knacker.de)

Die gebräuchlichste Höranlage basiert auf der induktiven Übertragung. Diese erfordert eine Induktionsleitung, welche im Raum verlegt ist und eine eingebaute Induktionsempfangsspule (Telefonspule) im Hörgerät/Implantat. Über die Mikrofonanlage und einem speziellen Verstärker wird über die Induktionsleitung ein (unschädliches) Magnetfeld aufgebaut. Dieses Magnetfeld überträgt sich auf die Induktions-Empfangsspule im Hörgerät. Auf diese Weise wird über das Hörgerät oder Implantat wieder ein wahrnehmbares Sprachsignal erzeugt und Hall, Stör- und Nebengeräusche umgangen. Für Hörbehinderte ohne Hörgerät können Empfangsgeräte mit einem Kopfhörer sehr hilfreich sein. Damit können sie ebenfalls die Vorteile einer Induktiven Höranlage nutzen.


Weitere Übertragungstechnologien

Die Sprache wird mit Funk (FM-Höranlage) oder mit Infrarot-Licht (IR-Höranlage) übertragen. Diese Anlagen sind für Normalhörende gedacht z.B. für Dolmetscherbetrieb oder für Führungssysteme, können jedoch auch von Hörgerätetragenden benutzt werden. Die Signale von FM- und IR-Anlagen können nicht wie bei der Induktiven Höranlage direkt vom Hörgerät empfangen werden. Über die Mikrofonanlage und einem speziellen Sender werden die Sprachsignale über FM- bzw. IR-Taschen-Empfangsgeräte empfangen.

Eine Induktions-Nackenschleife oder Induktionsplättchen, welche am Kopfhöreranschluss des Empfangsgerätes angeschlossen werden können, ermöglichen eine induktive Übertragung zum Hörgerät/Implantat.  Diese Übertragungstechnolgien werden dort angewendet, wo mehrkanalige Übertragungen gewünscht sind, wo baulich keine Induktionsleitungen verlegt werden können oder wo Aspekte der Abhörsicherheit dies erfordern.

Für Hörgeräte, welche mit einem sogenannten Audioschuh ausgerüstet sind, können die Sprachsignale auch über ein Verbindungskabel elektrisch zum Empfangsgerät übertragen werden.


Technische Norm zu induktiven Höranlagen

Damit eine einwandfreie Übertragung der Sprache über Induktive Höranlagen gewährleistet ist, müssen diese die Anforderungen nach Norm SN EN 60118-4 erfüllen. Diese technische Norm beschreibt die messtechnisch objektiv überprüfbaren Kriterien und setzt Grenzwerte fest.

SN EN 60118-4
Hörgeräte-Teil 4 Magnetische Feldstärke in Sprechfrequenz-Induktionsschleifen für Hörgeräte

1. Maximale Feldstärke

400mA/m, ± 3 dB mit einem 1 kHz Sinus Testsignal

2. Frequenzgang
100 bis 5000 Hz ± 3 dB re. 1 kHz mit Rosarauschen gemessen

3. Störfelder

3.1 ohne eingeschaltete Anlage (Referenz Signal/Rauschabstand):

Soll besser sein als - 47 dB re. 400 mA/m „A“ bewertet und mit Integrationszeit „SLOW“

Wenn es schlechter ist als - 32 dB re. 400 mA/m „A“ bewertet, muss dies vermerkt werden. Es müssen Massnahmen zur Verbesserung getroffen werden.

Ausnahme:
Wenn die Anlage an einem Ort installiert ist, wo es sehr lärmig ist (z.B. Schalterhallen usw.). Hier können Werte bis zu – 22 dB re. 400 mA/m „A“ bewertet, geduldet werden.

3.2 mit eingeschalteter Anlage:

Bei Referenz Signal/Rauschabstand besser als - 47 dB re. 400 mA/m „A“ bewertet und mit Integrationszeit „SLOW“ darf die Erhöhung der Störpegel bei eingeschalteter Anlage 3 dB nicht überschreiten.

Bei Referenz Signal/Rauschabstand schlechter als - 47 dB re. 400 mA/m „A“ bewertet und mit Integrationszeit „SLOW“ darf der Störpegel bei eingeschalteter Anlage keine Erhöhung der Störpegel verursachen.

4. Übersprechung zwischen den Räumen
Besser als - 40 dB re. 400 mA/m „A“ bewertet und mit Integrationszeit „SLOW“.

Punkt 1: Andere Testsignale für Punkt 1 sind in der überarbeiteten Norm erlaubt. Es gibt dazu eine Korrekturtabelle.

Punkt 4: Aufgrund unserer Erfahrung handelt es sich dabei um eine notwendige Ergänzung in Gebäuden, wo in mehr als einem Raum eine Induktive Höranlage installiert ist. Dieser Punkt ist in der Norm aber nicht spezifiziert.


Bedeutung der Kriterien für eine gute Höranlage

1. Maximal erforderliche magnetische Feldstärke („Lautstärkepegel“):

Damit die Sprachdynamik sichergestellt wird, muss die Anlage kurzfristig eine höhere Feldstärke generieren können.
Durchschnittliche magnetische Feldstärke:
Auf diesem Durchschnittswert basieren die Hörgeräte mit eingebauter Induktionsspule. (Norm SN EN 60118-1)

2. Frequenzgang („Klangspektrum“):
Die Sprachverständlichkeit wird hauptsächlich durch die Konsonanten erreicht. Die wichtigen Konsonanten und Zischlaute bestehen mehrheitlich aus hohen Frequenzen. Deshalb ist es wichtig, dass die induktive Höranlage eine gleichmässige Verstärkung über den gesamten Sprachbereich überträgt.

3. Störfelder („Brummfrequenzen“):
Elektrische Installationen können erhebliche magnetische Störfelder erzeugen, welche den Empfang durch die Induktionsspule im Hörgerät beeinträchtigen.

4. Überspechung zwischen Räumen:
Benachbarte Räume mit Höranlagen dürfen sich nicht gegenseitig stören.

Die Planung und Installation induktiver Höranlagen erfordert spezielles Fachwissen. Der Beizug eines Höranlageberaters/Höranlagefachplaners ist daher bereits im Planungsstadium von Vorteil. In dieser Phase werden die Raumnutzungen abgeklärt und die entsprechenden Höranlage-Konzepte entwickelt. Konstruktive bauliche Gegebenheiten können in die Wahl und Ausführung des Höranlagesystems einfliessen.

Die nachfolgende Dimensionierung der Höranlage sollte bereits zur Submission der Elektro-, und Elektroakustikanlagen erstellt werden.
Die Installation der Höranlage erfolgt nach den Vorgaben des Höranlageplaners. Dabei ist zu beachten, dass die Elektroinstallationen, Erstellung der Induktionsleitung, meist anschliessend an den Rohbau ausgeführt werden, während die Elektroakustikinstallationen, Beschallungsanlage mit der Höranlage, mit Einregulierung und Betriebnahme erst im Endausbau anstehen.

Die Abnahme der Höranlage mit Messbericht soll durch einen ausgewiesenen Messtechniker erfolgen.


Die Planung und Konzeption von induktiven Höranlagen

Die Planung und Installation induktiver Höranlagen erfordert spezielles Fachwissen. Der Beizug eines Höranlageberaters/Höranlagefachplaners ist daher bereits im Planungsstadium von Vorteil. In dieser Phase werden die Raumnutzungen abgeklärt und die entsprechenden Höranlage-Konzepte entwickelt. Konstruktive bauliche Gegebenheiten können in die Wahl und Ausführung des Höranlagesystems einfliessen.

Die nachfolgende Dimensionierung der Höranlage sollte bereits zur Submission der Elektro-, und Elektroakustikanlagen erstellt werden.
Die Installation der Höranlage erfolgt nach den Vorgaben des Höranlageplaners. Dabei ist zu beachten, dass die Elektroinstallationen, Erstellung der Induktionsleitung, meist anschliessend an den Rohbau ausgeführt werden, während die Elektroakustikinstallationen, Beschallungsanlage mit der Höranlage, mit Einregulierung und Betriebnahme erst im Endausbau anstehen.

Die Abnahme der Höranlage mit Messbericht soll durch einen ausgewiesenen Messtechniker erfolgen.


Technische Komponenten einer Höranlage

Es kommen im Allgemeinen Konstantstromverstärker-Geräte mit automatischer Lautstärkeregelung (AGC) zur Anwendung. Sie sind in die Beschallungsanlage integriert und schalten automatisch mit deren Inbetriebnahme ein. Da bauliche Metallkonstruktionen Einfluss auf das übertragene Klangbild haben können, müssen sie je nach Einsatz eine Einbaukomponente zur Eisen-Kompensation besitzen. Höranlage und Lautsprechergruppen sollen, wenn möglich, getrennt regelbar sein. Das zu übertragende Tonsignal muss vor dem Endverstärker (der Lautsprecher) abgegriffen werden.

Die Planung der Induktionsleitung (Lage und Anordnung der verlegten Drahtleitungen im Raum) ist abhängig von der Raumfunktion, der Raumdimension und den  baulichen, konstruktiven Bedingungen.

anlageschema

Planungsschema einer induktiven Höranlagen


Kennzeichnung von Höranlagen

Räume mit Höranlagen müssen zur Information des Publikums im Eingangsbereich mit dem Signet der entsprechenden Übertragungstechnologie gekennzeichnet sein.
Falls der Raum nur teilversorgt ist, muss grafisch oder schriftlich auf die versorgten Bereiche hingewiesen werden.

kennezichnung


Unterhalt und Wartung von Höranlagen

Der induktive Empfang über das Hörgerät ist nur möglich bei der Verwendung der Mikrofone (RednerInnen), und wenn das Hörgerät auf Position „T“ umgestellt wird (Hörgerätetragende).

Die RednerInnen sollten über die installierte Höranlage informiert sein und diszipliniert mit gleichem Abstand zum Mikrofon sprechen. Sogenannte Head-Set-Mikrofone (Nackenbügelmikrofone) sind sehr gut geeignet und zu empfehlen.
Hörgerätetragende sollen ebenfalls über die installierte Höranlage informiert sein und auf die Umstellung ihres Hörgerätes auf Position „T“ (Telefonspule) hingewiesen werden.

Funktionskontrolle:
Der technische Dienst sollte bei der Höranlage einfache Funktionskontrollen durchführen können. Dazu empfehlen wir Ihnen ein Taschen-Empfangsgerät mit Kopfhörer anzuschaffen.
Solche Empfangsgeräte sind auch sinnvoll für Zuhörer ohne Hörgerät. Zwei, drei solcher Empfangsgeräte können jeweils beim Empfang zur Benützung aufgelegt werden.

Periodische Überprüfung:
Elektro-akustische Anlagen, wie Höranlagen sollen zur Qualitätssicherung periodisch überprüft werden. Wir empfehlen ca. alle zwei bis drei Jahre die Höranlagen auf die Einhaltung der technischen Norm zu überprüfen.

FM-und Infrarotanlagen sind wartungsintensiv. Empfangsgeräte mit Zusatzgeräten wie Induktions-Nackenschleife, Plättchen oder Kopfhörer sind an der Informationsstelle bereitzustellen (Abgabe-, und Annahmestelle). Die Gräte sind betriebsbereit zu halten (Aufladen der Geräte an Ladestationen, Desinfektion der Kopfhöhrer).


Vorgehen bei einer Messung

Mit einer Messung werden eventuell auftretende störende Brummfrequenzen (Störfelder) werden erfasst und qualifiziert. Für eine genügende Lautstärke (Feldstärke) und einen ausgeglichenen Klang (Frequenzgang), besteht ein vorgegebener Toleranzbereich. Die Auswirkungen des Induktiven Einflusses auf andere Räume kann ebenfalls überprüft werden.

Die gemessenen Daten werden erfasst, grafisch aufgearbeitet und in einem Messbericht interpretiert und mit einer kurzen Stellungnahme zum Zustand der Anlage  und empfehlenden Massnahmen ergänzt.


Kosten von Höranlagen

Höranlagen kann man als zusätzliches elektroakustisches Element zur Beschallungsanlage betrachten. Die zusätzlichen Kosten betreffen Planung, Installation/Geräte und Einregulierung/ Inbetriebnahme. Bei Induktiven Systemen fällt nebst der Audioakustikkomponente die Planung und Installation der Induktionsleitung an.

In Bezug auf eine komplette Beschallungsanlage dürften die zusätzlichen Kosten für eine Höranlage zwischen ca. 10 und 20 % liegen, dabei werden FM-Anlagen eher höher, induktive Systeme eher tiefer ausfallen.